RADIO IQ – 03. Mai 2017 von Sandy Hausman
(Übersetzung)

Sheriff plädiert in neuem Brief für Jens Soerings Unschuld

Ein Mann, der wegen eines Doppelmordes, den er nicht begangen haben soll, mehr als 30 Jahre hinter Gittern verbracht hat, hat heute einen mächtigen neuen Verbündeten.  Albemarle County Sheriff Chip Harding sagt, er habe mehr als 200 Stunden damit verbracht, den Fall zu untersuchen, und er glaubt, dass Soering unschuldig ist.  Er hat seine Überzeugung in einem 19-seitigen Brief an Gouverneur Terry McAuliffe dargelegt, der sich bisher geweigert hat, Soering zu begnadigen. 

Als Sheriff Chip Harding 1985 von den brutalen Morden an Derek und Nancy Haysom erfuhr, war er gerade damit beschäftigt, in einem großen Kokainfall in Charlottesville zu ermitteln. Er wusste nur, was er aus den Medien erfahren hatte.

Elizabeth, die Tochter der Haysoms, und ihr Freund Jens Soering waren Studenten an der Universität von Virginia, aber als sie in dem Fall verdächtigt wurden, verließen sie das Land. Neun Monate später wurden sie in England wegen Scheckbetrugs verhaftet und gestanden die Morde.

Harding sagt, dass Elizabeth später ihre Behauptung zurückzog. “Sie sagte: ‘Ich habe es getan. Der Vernehmungsbeamte hielt inne und sagte: ‘Seien Sie nicht dumm’, und fuhr fort: ‘Erzählen Sie mir mehr über Jens.’  Ich dachte: ‘Wirklich, das ist passiert?'” 

Soering, dessen Vater im deutschen Konsulat in Detroit arbeitete, sagte, er dachte, er hätte diplomatische Immunität und gestand, um seine erste Liebe vor der Hinrichtung zu retten. Harding glaubte ihm nicht, aber in diesem Jahr bat Soerings Anwalt den Sheriff von Albemarle County, sich den Fall genauer anzuschauen.

Harding verbrachte mehr als 200 Stunden damit, mit Experten zu sprechen, Soering im Gefängnis zu treffen, Bücher, Prozessabschriften, gerichtsmedizinische und Polizeiberichte zu lesen.

“Meine Frau glaubt, ich hätte den Verstand verloren, weil ich alles nach Hause brachte, es auf den Esstisch legte und an den Wochenenden und abends daran arbeitete.”

Die Staatsanwaltschaft beharrte darauf, dass Soering allein gehandelt habe und dass das am Tatort gefundene Blut der Blutgruppe O von ihm stamme, aber Wissenschaftler sagen jetzt, dass dieses Blut weder von einem der Opfer noch von Jens Soering stammt. 

Vielmehr stammten zwei Blutproben von zwei bisher nicht identifizierten Männern. Ein FBI-Profiler hatte ursprünglich Elizabeth verdächtigt. In Briefen an Jens sagte sie, sie verachte ihre Eltern und wünschte ihnen den Tod. Harding wägte die Möglichkeiten ab.

“War es Elizabeth Haysom, die den Psychologen zufolge psychisch krank war? Sie gab zu, dass sie regelmäßig Marihuana, LSD und Heroin konsumierte, und ihre Freunde stimmten dem zu?  Sie hätte die lokalen Kontakte in dieser Drogenwelt gehabt.  Jens Soering, ein Nicht-Drogenkonsument, kommt an die Universität von Virginia und lernt dieses umwerfend schöne Mädchen kennen. Er war sein ganzes Leben lang ein Streber und glaubt, er habe sich verliebt.”

Während des Prozesses rief der Staatsanwalt Jim Updike einen Experten in den Zeugenstand. Robert Hallett kannte sich mit Reifenspuren aus, aber der Richter entschied, dass er kein Experte für Fußabdrücke sei.  Dennoch durfte er aussagen, dass ein blutiger Sockenabdruck am Tatort perfekt mit Soerings Fuß übereinstimmte.  

Harding sagt, dass die Geschworenen davon ausgingen, dass hinter dieser Behauptung eine wissenschaftliche Grundlage steckt.

“Wir haben jetzt nationale Experten, die sagen, dass das Quatsch ist.  Das hätte nie vor den Geschworenen zugelassen werden dürfen, und warum das Verteidigungsteam keine Experten hinzugezogen hat, um das zu widerlegen, ist mir schleierhaft.”

Eine mögliche Erklärung ist, dass Soerings Anwalt später seine Anwaltslizenz entzogen wurde, da er zugab, zum Zeitpunkt des Prozesses in Bedford geistig behindert gewesen zu sein. Bei seinen Nachforschungen fand Sheriff Harding eine weitere Erwähnung von Robert Hallett – dem Mann, der Behauptungen über Fußabdrücke aufgestellt hatte.

“Ich fand einen anderen Fall, in dem er über einen Schuhabdruck und den Gang des Mannes ausgesagt hatte, was wiederum jenseits der Wissenschaft ist, und dieser Mann erhielt die Todesstrafe, und Gott sei Dank wurde er nicht hingerichtet, denn 18 Jahre später wurde er durch DNA entlastet.”

Und er wirft Staatsanwalt Updike ein “unverschämtes Verhalten” vor.

“Und er mag argumentieren: ‘Nun, ich verfolge die Fälle, und die Verteidigung ist dazu da, die Fälle zu verteidigen.” Viele Staatsanwälte, das wissen Sie, spüren den Druck der Gemeinschaft, und wenn sie glauben, dass sie die richtige Person vor Gericht haben, legen sie los.”

In einem 19-seitigen Brief an den Gouverneur plädiert Harding nun dafür, Soering zu begnadigen.  Terry McAuliffe behauptete kürzlich, er sehe keinen Grund, Soering freizulassen, aber Harding hofft, dass seine Arbeit den Gouverneur umstimmen wird.  Er schwört, weiter zu arbeiten und sagt, dass er bald zusätzliche Beweise haben könnte, die eine Unschuldsbehauptung unterstützen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner